29.12.2022
Sebastian Bühler ist der einzige Deutsche im Reigen der Werksfahrer bei der Rallye Dakar 2023. Der gebürtige Ratinger, der in Portugal aufgewachsen ist und lebt, startet als einer von vier Fahrern für die indische Marke Hero – deren 450-Kubikmaschinen von Speedbrain, einem Offroadspezialisten aus der Nähe von Rosenheim, entwickelt und eingesetzt werden.
Die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Bühler steht in einem großen Portrait in Ausgabe 62 von PITWALK, Deutschlands größter Motorsportzeitschrift: https://shop.pitwalk.de/magazin/100/ausgabe-62?c=6
Bühler hat sich in den vergangenen zwei Monaten nach einer langen Verletzungspause zurück in den Sattel gekämpft. Der 27-Jährige war bei der Desert Challenge in Abu Dhabi gestürzt, hatte sich dabei den linken Oberschenkel und das linke Handgelenk gebrochen – und war danach von den arabischen Ärzten falsch behandelt worden. Die operierten in Abu Dhabi lediglich das Bein; das Handgelenk gipsten sie nur ein, auf dass es von selbst zusammenwachse. Doch daheim in Portugal holte Bühler sich eine zweite Diagnose ein – und daraufhin musste das Handgelenk doch noch mal operiert werden.
Der Hero-Fahrer bekam einen Monat nach dem Sturz eine Platte eingesetzt. Fünf Monate nachher saß er erstmals wieder auf dem Motorrad, bestritt in Andalusien und Marokko die letzten beiden Läufe der Marathon-WM, lernte dabei unter anderem die neue Throttle-by-Wire-Technik für die neuerdings vorgeschriebene Abriegelung aller Motorräder bei 160 km/h kennen – und merkte: Das Handgelenk schmerzt durch die Platte gar arg, die Bewegungsfreiheit ist zu 30 Prozent eingeschränkt, das Kuppeln geht nur unter Pein und Mühsal vonstatten.
Also ließ Bühler sich nach dem Saisonfinale in Marokko ein weiteres Mal operieren, die Platte wieder rausnehmen – und begann zwei Wochen nach der neuerlichen OP wieder zu trainieren. Inzwischen ist er zum Start der härtesten Rallye der Welt wieder schmerzfrei. Und gilt als einer der Geheimfavoriten.
Denn Bühler hat sich in den vergangenen drei Jahren, seit er vom Privatfahrer zum Hero-Werkspiloten befördert wurde, beharrlich an die Weltspitze herangerobbt. Die Speedbrain-Hero sind nach einer generellen Überarbeitung für die Dakar 2022 inzwischen auf einem Niveau der Honda und KTM angelangt. Bühler ist einer von 20 Fahrern, die in diesem Januar bei der Rallye Dakar ums Treppchen kämpfen können – und nicht weniger als rund die Hälfte davon ist auch voll gesamtsiegfähig.