07.01.2023
Die brutale Härte der Rallye Dakar 2023 fordert ihren Tribut: Die Motorrad- und Quadfahrer haben am Sonnabend einen halben Tag frei. Denn das Gros dieser beiden Klassen erreichte erst nach Mitternacht das Biwak in Riad, nach mehr als 15 Stunden und 1.000 Kilometern im Sattel. Weil sie alle vom Regen durchweicht, von der Kälte durchgefroren und von den Strapazen des langen Etappes ermattet waren, entschied sich die Rallyeleitung aus Sicherheitsgründen: Statt auf Zeit zu fahren, werden die Biker und Quadder ab 10 Uhr im Konvoi von Riad nach Al-Dawadimi geführt – auf der Serviceroute.
In Al-Dawadimi werden die Maschinen dann noch mal kurz durchgecheckt, ehe sie wegen einer quasi halbierten Marathonetappe nachts in die Quarantäne des Parc Fermé gesteckt werden. Am Sonntag geht's dann wieder im Kampf gegen die Uhr zurück nach Riad.
Autos, Side-by-Sides und Lkw fahren eine verkürzte Speziale in Richtung Al-Dawadimi. Nach der Zieldurchfahrt gibt es einen Flexiservice, in dem die Teams noch mal für zwei Stunden Hand an die Sportgeräte anlegen dürfen – ehe auch die dann ins Parc Fermé eingesperrt werden. Denn die Automobilisten und Truckies haben nach der kurzfristigen Routenänderungen am Vortag, als das Biwak in Al-Dawadimi wegen Überflutung nicht aufgebaut werden konnte und alle bis nach Riad durchziehen mussten, nachträglich eine Marathonetappe in den Kragen gekrempelt bekommen. Die wird durch diesen Remote Service teilentschärft.
Nicht nur die Fahrer fühlen sich durch den Wolf gedreht. Auch die Mechaniker gehen auf dem Zahnfleisch. Sie müssen jeden Abend im dicksten Regen und bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt bis tief in die Nacht an Autos, Lkw und Motorrädern schrauben – und am nächsten Morgen schon vor Sonnenaufgang wieder im Biwak im Servicezelt paratstehen. Klamme Klamotten und schmerzende Knochen dürfen keine Ausrede für Fehler sein. Die Dakar geht dieses Jahr noch mehr an die Substanz als sonst schon.
Sonntags fahren alle wieder auf Zeit, montags steht der obligatorische Ruhetag auf dem Programm – ehe es dann ins berühmt-berüchtigte Leere Viertel geht. In der heißesten und unwirtlichsten Sandwüste der Welt schaltet die Brutalität der Dakar in Woche 2 noch mal einen Gang hoch.