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21.02.2019

Dürre in der Rallye-Landschaft


Vielleicht ist es ja wirklich ein bisschen unfair. Aber so kann's auch nicht weitergehen. Deswegen schreiben wir in der Zeitschrift PITWALK immer wieder beharrlich von der Suche nach dem neuen Röhrl.

Überhöhen wir dadurch den Druck auf junge Talente, die sich im Rallyesport nach oben arbeiten möchten? Vielleicht. Aber ohne Messlatte, an der man sich orientieren kann, geht es nun mal nicht. Und es gibt im deutschen Rallyesport keine größere Identifikationsfigur als Walter Röhrl.

In vielerlei Hinsicht findet man Parallelen zwischen Rallyefahren und der zweiten, eher heimlichen Leidenschaft des PITWALK-Herausgebers – dem Speedway. Was Röhrl für die Drifter, war und ist Egon Müller für die Stahlschuhartisten auf ihren 500 Kubik-Motorrädern. Sogar zeitlich gibt es Übereinstimmungen.

Müller gewann 1983 in Halbemond, kurz vor der ostfriesischen Kleinstadt Norden, den WM-Titel. In einem Weltfinale, das in seiner ganzen Dramaturgie voll auf diesen Heimsieg zugeschnitten war. Und der gebürtige Kieler, eines von 12 Kindern aus einfachen Verhältnissen, lieferte sich um diese Zeit herum auf den Speedway- und Langbahnen begeisternde, von knisternder Rivalität geprägte Nord-Süd-Duelle mit Karli Maier. Der Bayer wiederum fuhr auf der Speedwaybahn in Abensberg Beschleunigungsduelle gegen Walter Röhrl in dessen Gruppe B-Audi.

Damals pilgerten Zigtausende in die Speedwaystadien von Westdeutschland, allein ins strukturschwache und dünn besiedelte Ostfriesland kamen 44.000 Leute. Auch in der seinerzeit noch existenten DDR florierte der Sport, etwa in Güstrow, Meißen, Leipzig oder auf dem atemberaubenden Bergring von Teterow. Die Ostdeutschen hatten in Thomas Diehr, Diethelm Triemer, Dieter Tetzlaff und Jochen Dinse ihre eigenen Volkshelden, als der Eiserne Vorgang brüchig wurde, kam Mirko Wolter als erstes deutschdeutsches Toptalent durch ihn hindurch.

Aber da hatte der Bahnsport seine besten Zeiten schon längst hinter sich, gefallen in ein Loch der Nach-Egon-Müller-Ära – genau wie der Rallyesport in die Zeit nach Walter Röhrl. Und wie später das Tennis, als Boris Becker nicht mehr aufschlug.

Auf der Rundstrecke stürzte der Motorradsport nach der Ära mit Toni Mang ähnlich ab. Nur die Autorennen auf Rundkursen wuchsen immer weiter an, befreiten sich dank Michael Schumacher aus ihrem Nischendasein – und halten sich seitdem auf hohem Niveau. Junge Fahrer drängen auf die Rundstrecke. Das Rallyefahren betrachten viele eher mit einem Naserümpfen.

Dabei ist es eigentlich der schönere Sport.

Denn er unterliegt keiner politischen Korrektheit. Je stromlinienförmiger und allgemeinverträglicher die Rundstrecke wird, desto langweiliger wird sie. Die Formel E, die hinter den Kulissen völlig anders funktioniert als uns die Serienbetreiber mit ihrem auf jugendlich gebürsteten Juppdiegeige-Frohsinn glauben machen wollen, ist dafür das ultimativ abschreckende Beispiel: Man redet voll an der Zielgruppe vorbei, übersieht das aber vor lauter Dampfplauderei.

Im Rallyesport darf man noch ein bisschen wild und archaisch sein. So wie es eigentlich jeder möchte außer ein paar Lehrern und Genderaktivisten*innen.

Genau davon profitiert die Rallye dieser Tage. Zumal die Organisatoren bewusst genau diese Karte spielen und sich von Langweilerserien distanzieren. Das geht schon mit der Optik der Autos los.

Nur in Deutschland kommt davon nichts an. Denn die deutschen Importeure der in der WM engagierten Hersteller verschlafen den Trend und lassen so jede Menge verkaufsanreizendes Potenzial für ihre Autos liegen. Und der Sport als solcher liegt weiter auf der Intensivstation. Die DRM ist zwar für sich betrachtet eine Aneinanderreihung von schönen Veranstaltungen. Aber Walter Röhrl hat es in dem großen Podcast – dem so viel beachteten Flaggschiff unserer neuen Serie – ausgiebig erklärt: So lange die Fahrer nicht mehr Möglichkeit zum Üben, Trainieren und vor allem längeren Fahren bekommen, können sie sich keine Grundausbildung für eine Karriere in höheren Weihen des Sports verschaffen.

Wenn nun sogar Fabian Kreim aus der EM zurück in die DRM muss, ist das für den Odenwälder wie Sitzenbleiben in der 11. Klasse.

So findet sich kein neuer Walter Röhrl.


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