12.05.2019
This Is May, exklamiert man in den USA. Der heilige Monat des Motorsports ist gekommen. Die Boxen der Teams fürs Indy 500 sind bezogen, das größte Spektakel des Motorsports kann beginnen. Los ging's schon mit dem Indy-Grand Prix, den in Simon Pagenaud ein Franzose gewonnen hat, der schon ein bisschen aufs Abstellgleis geschoben schien. Gerade rechtzeitig zu den Vorbereitungen auf die Höchstgeschwindigkeitsorgie im Nudeltopf meldet sich der Penske-Pilot in einer packenden Regenschlacht zurück – und zeigt, dass Chevrolet gegen Honda doch nicht chancenlos ist.
Die genauen technischen Erfordernisse und alle Hintergründe zum Indy 500 – mit einem Blick hinter die Kulissen und auf die Konten der Teams ebenso wie in die Stadt mit Mittleren Westen der USA – steht in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift PITWALK. Denn wer vom Indy 500 nicht in seinen Bann gezogen wird, der hat kein Benzin im Blut. Die ganze Faszination und Historie des Rennens machen das Festival of High Speed zu einer Ausnahmeerscheinung im weltweiten Motorsport.
Bei aller Faszination für das Spektakel bleibt aber auch immer ein bitterer Beigeschmack. Denn das Risiko fährt gerade im Oval immer mit. In unserer Berichterstattung vom letztjährigen Indy 500 erinnert sich Scott Dixon mit erschütternden Worten an seinen Horrorunfall mit meterhohem Abheben aus dem Jahr davor. Und in der Winterausgabe hat Sébastien Bourdais sein Herz für einen Rennfahrer ungewöhnlich weit geöffnet, als er schildert, wie die Gefahr des Ovalrennsports ihn und seine Familie, vor allem seine Frau, mitgenommen hat, als Bourdais seinen schlimmen Trainingsunfall hatte.
Auch der Fall von Robert Wickens, der sich zäh wieder aus dem Rollstuhl zu kämpfen versucht, steht einem dabei immer vor Augen. Den Kanadier hat's in Pocono erwischt, einem weiteren Superspeedway, auf dem mit flachem Geflügel enorm schnell gefahren wird.
Die Fahrer blenden das aus. Ein Start in Indy bedeutet ihnen mehr als bei jedem anderen Rennen in der Welt. Dass Fernando Alonso der Triple Crown nachjagt, sagt alles über den Stellenwert der Veranstaltung. Auch wenn die in Europa wegen des – nur scheinbar – eintönigen Kreisverkehrs immer wieder belächelt und herabgewürdigt wird.
Wie es um Indy wirklich bestellt ist, zeigt aber nicht nur der Start von Alonso. Sondern vor allem die Rückkehr von Philippa Mann, der einzigen Dame im Feld. Die Engländerin aus Ipswich lebt seit Jahren mit ihrem amerikanischen Mann in Indianapolis. Denn in Europa sah sie schlechtere Möglichkeiten, sich als Fahrerin zu entfalten, als in den Staaten. Auch in den USA wollte der zähen Blondine der Durchbruch nicht gelingen. Doch beim Indy 500 fährt sie jetzt im Team vom Vater des vor Jahren tödlich verunglückten Bryan Clauson.
Geschichten wie diese kann heutzutage nur noch der Motorsport in den USA schreiben.