10.01.2022
Tim Coronel muss die Zähne gehörig zusammenbeißen. Der Niederländer kann den Century-Buggy, den er sich mit Zwillingsbruder Tom teilt, derzeit nur zu 75 Prozent der eigentlichen Möglichkeiten bewegen. Denn Coronel kämpft mit schweren Rückenschmerzen.
Am Freitag, auf der letzten Etappe vorm Ruhetag, ist der Hecktriebler nach einem Sprung über eine Düne brachial gelandet. Der Schlag vom harten Aufprall ging durch die oberschenkeldicken Federarme direkt ins Rückgrat von Tim Coronel. Der konsultierte nach der Zieldurchfahrt einen Arzt: nichts gebrochen, aber eine fette Stauchung.
Eigentlich hatte Coronel gedacht, der Ruhetag würde ausreichen, um die Schmerzen erträglich zu halten. Er klapperte auch eine Reihe von weiteren Ärzten und Physios ab, die die Erstdiagnose bestätigten und ihn fitzumachen versuchten. Doch die Sonntagsetappe war dermaßen hart, dass die angeschlagene Stelle im Rücken immer wieder aufs Neue belastet wurde.
Vor jeder Kompression nahm Tim Coronel deswegen Gas weg und ließ den Siebenliter-V8 nur durchrollen, statt die großen 37-Zoll-Räder und die langen Federbeine so auszukosten, dass man mit Vollgas über Löcher, Geländewellen und Unebenheiten drüberplätten kann. Das kostet nicht nur Schwung, sondern erhöht in der Wüste auch die Gefahr, sich festzufahren.
Dazu gesellte sich noch ein Reifenschaden nach gerade mal drei Kilometern – der erste für die flippigen Zwillinge während der bisherigen Rallye. Ausgerechnet an einem Tag, an dem er sich ohnehin kaum rühren kann, musste Tim Coronel auch noch zum Radwechsel aus dem Boliden kraxeln.
In Summe fing das Bruderpaar sich 42 Minuten auf Tagessieger Sébastien Loeb ein, wurde Tages-37. und sackte in der Gesamtwertung auf Platz 19 ab.
Abends begab Tim sich wieder zum Masseur. Schließlich steht am heutigen Montag in 394 gezeiteten und 434 Kilometern Verbindungsetappe der distanzmäßig längste Tag der ganzen Rallye an. Die Speziale besteht dabei zum größten Teil aus Sand und Dünen.