08.05.2022
Das jüngste alte Auto im Feld gewann den zweiten Lauf zum Gruppe C-Supercup in Hockenheim. Michael Lyons steuerte den Gebhardt JC843-Cosworth im Sonntagsrennen zu einem Sieg – nachdem der Gruppe C2-Wagen erst am Dienstag vor der Veranstaltung endgültig fertig restauriert war und in den Händen von Gebhardt-Ingenieur Karl Jennings die ersten Meter rund um die Hallen von Gebhardt Intralogistic an der Autobahn A6 gedreht hatte. „Aber 400 km/h“, lächelt Jennings, „konnte ich dabei nicht erreichen. Wir brauchen für künftige Projekte mehr Parkplätze rund um die Halle.“
Lyons startete das Rennen vom zweiten Platz aus, beschleunigte Polesetter und Vurtagessieger Lars-Erik Nielsen im Porsche 962C allerdings umgehend aus und behauptete auf den ersten Kilometern die Führung. Der Däne konnte dann für einen Angriff am Dampfrad drehen und mehr Turboladedruck freisetzen. „Das haben wir ihm für eine Gerade ausdrücklich zugestanden, aber wann und wie er das nutzen wollte, blieb natürlich seine Entscheidung.“
Nielsen saugte sich bei der Anfahrt zur Haarnadel an Lyons heran. Der nahm die Bremszone so geschickt in Raumdeckung, dass Nielsen den 31-jährigen Engländer nicht mal auszubremsen versuchen konnte – und sich dann in der folgenden Beschleunigungsphase in Richtung Motodrom auf seinen Extraboost verließ und auf der Geraden an Lyons vorbei in Führung zog.
Lyons wurde in der Folge auch vom Spice C1-Piloten Tony Sinclair aus England überholt. „Aber der hat auf der Bremse einige Fehler gemacht, sodass ich phasenweise sogar wieder neben ihn kommen konnte“, erinnert sich Lyons.
Sinclair rollte dann wegen Motorschadens aus. „Der Motor hat sich vorher schon komisch angefühlt, vielleicht hätte ich eher stoppen sollen“, haderte Sinclair. „Als ich draußen an der Strecke die Haube abnahm, sah ich nur noch ein Meer aus Öl.“
Weil neben Sinclair auch Eric Rickenbacher stehenblieb, dessen Cheetah kein Benzin mehr fördern konnte, gab es eine Neutralisation mit Code 60. Nielsen hielt auf den ersten Runden dieser Tempolimitphase die Führung vor Lyons – und musste seinen Porsche 962C dann auf der Start/Ziel-Geraden abstellen. „Durch die Code 60-Phase“, so der 71-jährige Däne, „hat die Lichtmaschine nicht genug Power bekommen und konnte nicht mehr laden.“
Damit erbte Lyons die Führung – und landete nach der neuerlichen Freigabe einen nie gefährdeten Sieg. „Ich habe am Ende nur versucht, keine Fehler zu machen, die Randsteine zu meiden und nichts mehr zu riskieren“, strahlte der Engländer. „Denn ich hatte natürlich mitbekommen, dass so viele Leute Probleme hatten – da wird man im Auto nachdenklich und möchte jegliches Risiko meiden.“
Hinter Lyons holte der Niederländer Michiel Campagne in einem Spice C92-Chevrolet Platz 2 – vor Stanley Dickens, der am Wochenende seines 70. Geburtstags in jenen Gebhardt C853-Cossie zurückkehrte, in dem er an der Seite von Frank Jelinski seine Sportwagenkarriere gewann. „Das war ein sehr bewegendes Wochenende für mich“, gestand der Schwede, der 1989 Gesamtsieger bei den 24 Stunden von Le Mans geworden war. „Ich habe all’ die Leute wieder getroffen, mit denen ich damals schon gearbeitet hatte. Das war wie die Rückkehr in eine große Familie. Dass ich fahrerisch nicht schnell genug war, nagt mich zwar ein bisschen enttäuscht – aber ein Podestplatz bei meinem erst zweiten Einsatz in diesem Auto nach 36 Jahren ist natürlich sensationell.“
In der C3-Einladungsklasse für Sportwagen aus der Vor-Gruppe C-Ära wiederholte Daniel Schrey im Porsche 935 K1 seinen souveränen Sieg vom Vortag. Der dreifache Familienvater gewann vorm BMW M1-Spezialisten Axel Hagemann und Philipp Kennewell in einem Ex-Schnitzer BMW 3.0 CSL.