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16.04.2025

McLaren lacht sich kaputt


McLaren-Teamchef Zak Brown kommt dieser Tage aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Dem beleibten Kalifornier gelingt das, was einst der Traum des vorigen McLaren-Chefs und -Minderheitsbesitzers Ron Dennis war: die englische Marke zu einem britischen Pendant zu Ferrari machen.

Dazu zählen nicht nur die Erfolge in der Formel 1. Brown schnürt ein Gesamtpaket, das sowohl Supersportwagen für die Straße als auch eine Ausdehnung der Motorsportsportprogramme auf diverse Bereiche umfasst. Die Straßenautos hatte zwar Ron Dennis schon angeschoben, doch erst in dem von Brown nun hergestellten Gesamtkosmos ergeben sie richtig Sinn – und erfahren die nötigen verkaufsfördernden Maßnahmen.

Man muss bei all’ dem immer vorausschicken: Es handelt sich beim jetzigen erfolgreichen Mann auf der McLaren-Kommandobrücke um denselben Zak Brown, der sich vor einigen Jahren, schon vor der Dieselskandalkrise, bei VW angedient hat, um den Wolfsburgern Werbepartner für ihr millionenschweres Werksprojekt in der Rallye-WM zu vermitteln. Die VW-Manager haben ihn vom Hof gejagt, sie wollten alles selber besser können.

Jetzt fährt VW nicht mehr in der Rallye-WM. Alle Marken des VAG-Konzerns sind in Schieflage – auch die direkten Konkurrenten von McLaren am Markt, Lamborghini und Porsche.

Und McLaren? Befindet sich auf einem starken Wachstumskurs. Es gibt sogar ein deutsches Büro, aber in dem herrscht eine auffällig gute Work-Life-Balance. In anderen Märkten dagegen macht McLaren richtig Dampf.

Der wird durch die aktuellen Formel 1-Erfolge beflügelt und erst so richtig glaubwürdig. Und mit dem Rückenwind der zu erwartenden Weltmeisterschaft durch Oscar Piastri gehen die Orangenen auf Expansionskurs. Wohlkalkuliert und strukturiert: Nachdem man die Baustelle des veralteten Formel 1-Teams so weit gelöst hat, dass McLaren das beste Auto baut, werden nun weitere Projekte umgesetzt. Etwa der Einstieg in den Sportwagenlangstreckensport rund um die 24 Stunden von Le Mans.

Damit hatte Brown schon seit Jahren kokettiert und den Regelmachern Teile des damals neu zu verfassenden Technischen Reglements für die Hypercarklasse quasi diktiert. Dann hatte der Ami den Einstieg immer weiter verzögert. Jetzt ist die Zeit reif: Die Ingenieure in Woking – unweit des Londoner Riesenflughafens Heathrow gelegen – haben die Formel 1 entrümpelt. Für ein Le Mans-Projekt sprechen zwei Dinge: Man kann damit zielgruppengenau Werbung für potenzielle Käufer von Straßensportwagen machen – und die eigene Kompetenz beweisen, indem man etwa Porsche besiegt. Und man kann die Sportwagenabteilung innerhalb der eigenen Firma dazu nutzen, Ingenieure auszulagern oder gar neue zu verpflichten – und denen dann auf dem kleinen, nicht nachvollziehbaren Dienstwege auch mal die eine oder andere Aufgabe aus dem Formel 1-Lager zur Lösung zuschanzen.

So umgeht man elegant die Budgetobergrenze bei den Personalkosten: Die Ingenieure sind nicht beim Grand Prix-Team, sondern auf einer anderen Kostenstelle unterwegs – arbeiten aber aus der hohlen Hand und nonchalant auch für die Formel 1-Kollegen mit, wenn die gerade Bedarf haben. Und gerade bei der Umsetzung der Autos für die neuen Technikregeln ist der Bedarf groß.

Der Trick ist nicht neu, Ferrari nutzt ihn mit seinem Le Mans-Hypercarteam schon lange. Auch Red Bull hat ein Schwesterprojekt als Auftragsarbeit am Laufen. McLaren zieht jetzt in vollen Zügen nach. So bauen diese Teams sich eine Vormachtstellung in der Formel 1 auf – und weiter aus.

Audi hätte das rechtzeitig vor dem eigenen Formel 1-Einstieg 2026 auch machen können. Doch die Bayern haben ihr an sich schon verabschiedetes Le Mans-GTP-Projekt aus Gründen des Konzernkostendrucks beerdigt.

Tja.

Fachkräftemangel steht dem Willen zum Erfolg halt manchmal im Wege.


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