07.05.2022
Lars-Erik Nielsen gewann den ersten Lauf zum Gruppe C-Supercup auf dem Hockenheim-Ring. Der Däne aus der Nähe von Kopenhagen setzte sich in seinem Porsche 962C gegen Michael Lyons in einem Gebhardt C831 und Tony Sinclair in einem Spice C90 durch.
Direkt nach dem Start übernahm zunächst Polesetter Marco Werner im Gebhardt C88-Audi die Führung. Der dreifache Gesamtsieger der 24 Stunden von Le Mans hält den Dänen in den ersten Runden sicher hinter sich – obwohl sein C2-Modell dem C1-Erstligisten von Porsche in Sachen Motorleistung unterlegen ist. „Auf den Gerad
Nielsen rekapituliert: „Direkt nach dem Start habe ich meinen Ladedruck um eine Stufe erhöht, um sicherzugehen, dass ich mich von den Verfolgern aus der zweiten Startreihe lösen kann. Aber schon nach der zweiten Kurve habe ich den Boost wieder aufs normale Maß zurückgeregelt.“
Werner dagegen gönnte seinem Audi auf den ersten Kilometern eine Extraportion Ladedruck, die ihm kurzfristig etwa 50 PS spendierte als bei normaler Turboeinstellung. „Aber nur für die erste Runde. Als ich den Ladedruck zurückgedreht habe, war er auch sofort da – und ein Mal sogar fast schon vorbei. Ich konnte dann aber in einer langsameren Passage kontern und ihn mir dabei so gut zurechtlegen, dass ich ihm beim Rausbeschleunigen mit mehr Schwung wieder wegfahren konnte.“
Nielsen ließ es nach einem Versuch mit „Auf den Geraden war ich etwas schneller, und ich konnte auch etwas später bremsen. Deswegen kam ich ihm auch ein Mal ziemlich nahe. Aber ich habe eingesehen, dass ich über die Runde hinweg zwar gleich schnell fahren konnte wie er – aber nicht schneller. Man darf nicht übersehen, dass Marco Werner ein sehr, sehr guter Fahrer ist, der genau weiß, wie er sein Material rannehmen darf, ohne es zu überfordern.“
So stabilisierte Werner seinen Vorsprung auf Nielsen und auf die beiden Engländer Tony Sinclair und Michael Lyons – die sich schon in der ersten Kurve berührt hatten. „Der Porsche bremste früher als erwartet, ich wollte innen reinstechen und habe Lyons dabei leicht berührt“, gesteht Sinclair. „Aber das war ein normaler Rennzwischenfall, keine Absicht.“ Auch Lyons sagt: „Ich habe nur gespürt, dass mir plötzlich ganz leicht das Heck ausgebrochen ist. Aber daran gibt es nichts weiter zu klagen. Anschließend habe ich versucht, Anschluss an die Autos mit mehr Abtrieb zu halten – und bin dabei ausgangs der ersten Kurve ein Mal zu weit rausgetragen worden.“
Dadurch ging Sinclair vorbei auf die dritte Stelle. Wenig später schied Werner souverän in Führung liegend wegen aus, Nielsen erbte den ersten Platz. „Ich hatte auf einen Schlag keinen Vortrieb mehr“, hadert Werner. „Der zweite Gang ging nicht mehr rein – und damit ging nichts mehr.“
Nachdem das Gebhardt-Team das Getriebe zerlegt hatte, stellte sich auf den ersten Blick heraus: Vom zweiten Gang waren sämtliche Zähne abrasiert, aus dem zugehörigen Dogring fehlte ebenfalls ein Zahn. „Ich hatte schon das ganze Wochenende über bemerkt, dass sich der zweite Gang nur ziemlich kratzig einlegen ließ“. Konstrukteur Bill Harris erklärt: „Sobald die Gangräder auch nur ein kleines bisschen Spiel haben und nicht genau genug aneinander liegen, kann so etwas passieren.“
Der neue Spitzenreiter Nielsen spürte derweil: „Meine Hinterreifen sind nach etwa 20 Rennminuten zu heiß geworden. Wahrscheinlich sind wir mit zu hohem Luftdruck losgefahren. Die Code 60-Phase hat mir da sehr geholfen.“ Denn als Felix Haas in seinem ADA ausfiel und über eine Rasenfläche abgeschleppt werden musste, neutralisierte die Rennleitung den Lauf für einige Runden mit einem grundsätzlichen Tempolimit von 60 km/h, bei dem alle ihre Abstände und Positionen halten müssen.
Unmittelbar davor war Lyons noch an Sinclair vorbei auf die zweite Stelle gefahren. „Meine Bremsen müssen überhitzt haben“, schildert Sinclair. „Einige Male hat mich das auf dem falschen Fuß erwischt, weil plötzlich unerwartet wenig Verzögerungsleistung da war. Vor allem am Motodrom-Eingang und vor der Haarnadel. An anderen Stellen, vor denen man die Bremse lange nicht nutzen müssen, war dagegen alles normal. Das zeigt ganz klar, dass das ein temperaturbedingtes Problem war.“
Nach dem Neustart konnte der 71-jährige Däne sich wieder von Lyons absetzen. „Ich hatte gehofft, dass mir mein Alter über Distanz helfen würde“, lächelt der Engländer, der ziemlich genau 40 Jahre jünger ist als Nielsen. „Deswegen habe ich auch eine Zeit lang meine Hinterreifen bewusst geschont, um am Ende noch Reserven zu haben. Doch genau nach der Code 60-Phase ist meine Kupplung ausgeschieden. Deswegen musste ich beim Hacke-Spitze-Fahren noch vorsichtiger mit dem Zwischengas agieren, und beim Bremsen hatte ich öfter blockierende Hinterräder vom Getriebe, sodass ich die Bremskraft weiter als normal nach vorn drehen musste.“
Damit geriet Nielsen für Lyons endgültig außer Reichweite. Der Däne, dessen Ex-Kremer-Porsche vom Team des Franken Horst Farnbacher eingesetzt wird, gewann ungefährdet vor Lyons. Dessen frisch restaurierter Gebhardt hatte seinerseits erst am Dienstag vor dem Rennen seine ersten Meter auf dem firmeneigenen Parkplatz zurückgelegt. „Es spricht Bände für das Team, das sie ein völlig von Grund auf restauriertes Auto auf Anhieb so schnell und zuverlässig hingebaut haben.“ Sinclair rettete sich trotz nachlassender Bremsen auf Rang 3 vor Supercup-Neuzugang Michiel Campagne aus den Niederlanden ins Ziel, der einen Spice C92-Chevrolet C1 fuhr.
Die neu geschaffene C3-Einladungsklasse für Fahrzeuge aus der Zeit unmittelbar vor der Gruppe C-Ära ging an Daniel Schrey in einem Kremer Porsche K1.