28.11.2021
Hin und wieder ertappt man sich bei einer sehr deutschen Denke – oder zumindest einer, die von vielen Rundstreckenrennen irgendwie eingetrübt ist. Wie anders als bei DTM und Co. man Motorsport auch betreiben kann, zeigt sich gerade an diesem Wochenende wieder – beim Finale der Rallycross-WM auf dem Nürburgring.
Am Freitagabend, auf einer extrem stauträchtigen Anreise von der Essen Motor Show zum Ring, setzte ab Kempenich Schneefall ein. Der wurde bis zum Einchecken im Hotel immer heftiger, und nach dem Ankommen auf dem Zimmer fiel der Blick vom Balkon des Lindner bei Start/Ziel schon auf einen Parkplatz mit geschlossener Schneedecke.
Am Samstagmorgen gaben die Vorhänge ein Winterwunderland frei, das zwar perfekt zum Ersten Advent passt – aber nicht zum Motorsport. Die werden das doch nicht absagen?
Natürlich nicht. Denn Rallycross ist kein DTM. Marcus Grönholm, dessen Sohn Niclas in Papas eigenem Team in der WRX fährt, erhellt in seiner Box, man hätte die Strecke mit Salz bearbeitet, danach sei sie recht schnell feucht und befahrbar geworden. Eine Absage habe zu keiner Zeit im Raum gestanden, sei auch nie von irgendeinem überhaupt diskutiert worden.
Rallycross ist ein erstaunlicher Sport. Sehr nordisch-skandinavisch geprägt, mit Teams meist aus Schweden oder auch aus Finnland, der norwegische Einfluss ist gerade ein bisschen zurückgegangen. Die Wikingerfront im Fahrerlager sorgt für eine höchst angenehme Arbeitsatmosphäre: freundlich-konzentriert wie solche Nordmannen halt sind. Kein Gesabbel, kein Gewese, aber jederzeit zugänglich, offen, auskunftsfreudig und herzlich.
Dass die Action in den einzelnen Heats, die am Ring in der Müllenbachschleife – gegen die Rennrichtung des Grand Prix-Kurses – stattfinden, vor Spektakel nur so krachen, ist ja eh‘ hinlänglich bekannt. Die Unerschrockenheit und ein völliger Mangel an jeglicher Pingeligkeit und Prätenziösität machen die WRX-Veranstaltung zu einem echten Hochgenuss.
Auch wenn man im Fahrerlager durch Schneematsch stapfen und vor sich hin bibbern muss.
Rallycross hat was. Die WRX hat den Aderlass der Werke, die sie ebenso schnell im Stich gelassen wie vorher für ihr geplantes Greenwashing-Marketing gekapert haben, gut verkraftet. Sie hat sich zurück zu alter Stärke besonnen. Corona hat das Starterfeld zwar gerupft, aber dem reinen Spektakel nichts anhaben können.
Deswegen bliebe zu überlegen, ob man Rallycross in PITWALK und in den Podcasts der PITCAST-Reihe künftig nicht mehr Raum gewähren sollte.
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