08.12.2023
Matthias Walkner wird die Rallye Dakar im Januar nicht bestreiten können. Der Österreicher hat in Kalifornien bei den letzten Trainingsvorbereitungen für die härteste Rallye schwer verletzt.
Am Dienstagvormittag starten die Fahrer des KTM-Markenkonglomerats zu einer Besichtigungsrunde mit moderatem Trainingstempo. Walkner übersieht im aufgewirbelten Staub der vorderen Kollegen eine fünf Meter hohe Abrisskante und landet noch dazu in einem kleinen Gegenhang. Der Einschlag aus dieser Höhe ist derart groß, dass er zu Sturz kommt. Nach einer reibungslosen Erstversorgung vor Ort und einer sehr gut funktionierenden Rettungskette wird der Kuchler sofort ins Desert Regional Medical Center nach Palm Springs geflogen.
Die erste Diagnose seitens der behandelnden Ärzte in Amerika fällt erschütternd aus. Walkner zieht sich mehrfache, auch offene, Frakturen an Schien- und Wadenbein und am Fuß zu sowie einen komplexen Trümmerbruch am linken oberen Sprunggelenk. Auch eine Knieverletzung wird vermutet. Die erste Operation am Dienstag ist gut verlaufen. Wann Walkner transportfähig sein wird, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Sobald wie möglich wird Walkner nach Österreich ins UKH Graz, wo auch Max Franz behandelt wurde, überstellt.
Walkner schildert aus dem Krankenbett: „Wir sind mit moderatem Tempo zu einer Besichtigungsfahrt unserer Trainingsrunde aufgebrochen. Wie so oft in unserem Sport ist das Licht sehr flach, dazu kommt ein wenig aufgewirbelter Staub von den vorderen Fahrern und schlechte Kontrastverhältnisse. Ich habe zu den Teamkollegen einen guten Abstand gehalten und bin ein schnelles, aber kein Renntempo gefahren. Ich habe eine fünf Meter hohe Abrisskante mit einem kleinen Gegenhang unten im Flachen übersehen. Der Aufprall war so enorm, dass ich sehr froh bin, mir keine grobe Rückenverletzung zugezogen zu haben. Die Fußverletzung ist leider schwerwiegend, und ich muss mich jetzt auf eine sehr lange Rehaphase einstellen.“
Vor Ort kümmert sich aktuell auch ein Team bestehend aus dem KTM-Team sowie einem Expertenteam vom Red Bull APC in Los Angeles um den Österreicher. Eine Teilnahme an der Dakar 2024 ist nach dem Horrocrash kein Thema. Durch die sehr schwerwiegende Verletzung ist es erstmal das Ziel, dass der ehemalige Dakar-SIeger in unabsehbarer Zeit sein Bein wieder bestmöglich belasten kann. Ob und wann die sportliche Karriere fortgeführt werden kann, kann zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt werden.
Aber Dakar-Teilnehmer sind ja bekanntlich aus einem ganz besonders harten Holz geschnitzt. So auch Walkner: Der Alpenländler hat schon mal eine halbe Rallye mit einem gebrochenen Sprunggelenk durchgefahren. Er wird sich also auch jetzt zurück in den Sattel kämpfen.
Was für eine besondere Spezies die Helden der Wüste sind, zeigt auch ein Interview in der neuen Ausgabe der Zeitschrift PITWALK – dem Leitmedium in Sachen Dakar-Coverage in Deutschland schlechthin. Dort schildert der ehemalige Motorradsieger und jetzige Autofahrer Nani Roma, wie er eine Krebsdiagnose verarbeitet und die Chemotherapie nach zwei Jahren harten Kampfes so gut überstanden hat, dass er im Januar 2024 in einem Ford Ranger sein Comeback geben kann. Das lesenswerte, weil sehr emotionale und außergewöhnlich offene Interview findet Ihr hier: https://shop.pitwalk.de/magazin/116/ausgabe-75?c=6