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03.01.2019

Quick in Japan


Von Timo Rumpfkeil,
Teamchef Team Motopark

Das Team Motopark gilt als eine der besten Adressen für Nachwuchsfahrer und deren Grundausbildung für eine Profikarriere. In diesem Jahr wagt sich der Rennstall aus der Magdeburger Börde erstmals in die japanische Super Formula-Serie. Teamchef Timo Rumpfkeil erklärt die Hintergründe des ungewöhnlichen Wegs in den Fernen Osten.

Die Super Formula ist für jeden, der sich mit Nachwuchsformeln und Talentförderung beschäftigt, immer ein spannendes Thema. Die Autos sind die zweitschnellsten Monoposti der Welt nach den Formel 1-Wagen – wenn man die IndyCars und deren spezielle Oval-Konfiguration mal ausklammert.

Zugleich haben die Super Formula und deren Vorgängerserien in Japan schon seit jeher einen exzellenten Ruf. Man muss sich nur mal anschauen, wer alles über die Formel Nippon in die Formel 1 oder in Le Mans-Sportwagen gekommen ist – von Heinz-Harald Frentzen über Eddie Irvine, Johnny Herbert und Ralf Schumacher bis hin zu André Lotterer und Benoît Tréluyer haben reichlich Prominente und Erfolgreiche dort ihr Rüstzeug erhalten.

Wir hatten auf zwei Schienen stets eine sehr intensive Verbindung zur Super Formula. Zum einen über Tom Dillmann. Der Elsässer ist früher bei uns Formel 3 gefahren, 2018 startete er in der Super Formula – arbeitet aber weiterhin für unser Team als Fahrercoach und -Instruktor. Die andere Schiene ist das allseits bekannte Formel 1-Faktotum Taki Inoue. Der Japaner tauchte bei uns auf, als Kimiya Satō in unserer Mannschaft Formel 3 fuhr – Inoue war dessen Manager. Seitdem hat er immer wieder japanische Jungtalente bei uns platziert.

Seit August 2018 – also noch bevor wir wussten, dass wir für die neue Formel 3-EM keinen Startplatz bekommen – haben wir uns schon intensiv damit beschäftigt, wie wir einen Weg in die Super Formula finden können. Auch im Zusammenspiel mit Red Bull Racing. Denn deren Nachwuchsförderprogramm hat die japanische Serie ebenfalls als perfekte Schule für die Formel 1 entdeckt. Deswegen haben wir auch intensiv mit Red Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko darüber gesprochen.

Wir hätten ein eigenes Team aufmachen können. Aber dann hätten wir von Werkshallen über Autos und Lkw eine ganz neue Infrastruktur in Japan aufbauen müssen. Da war es wesentlich effizienter, eine Kooperation mit einem bestehenden einheimischen Team einzugehen. Und da wir in der Formel 3 ohnehin schon lange mit B-Max zusammengearbeitet haben, bot es sich an, mit der Mannschaft aus Ayase bei Kanagawa auch für die Super Formula zusammenzuspannen.

Die Firma von Ryuji Kumita arbeitet hauptsächlich als Zulieferer für die Automobilindustrie. Deswegen sitzt B-Max auch nicht – wie so viele Teams – in Gotemba oder dem direkten Umfeld von Fuji, sondern im Werks-Speckgürtel. Gleichzeitig ist Kumita absolut motorsportverrückt: Er fährt unter dem Pseudoynm „Dragon“ sogar selbst in der Formel 3 und 4 seiner Heimat. Sein B-Max-Team tritt auch der Formel 3 und der Super-GT an.

Im Zuge der neuen Allianz, die wir „B-Max with Motopark“ nennen, konzentrieren wir uns voll darauf, eine eigenständige Abteilung für die Super Formula zu gründen und die streng von den anderen Teams unter dem Dach von B-Max zu trennen. Unser Teil der Vorarbeit findet hauptsächlich in Oschersleben statt: Dort werden wir, nachdem wir die Datensätze des neuen Dallara erhalten haben, unsere Computer- und Simulationsprogramme um dieses Modell erweitern und dann mit Prüfstandsarbeit, Getriebemessungen und Simulationen der numerischen Strömungsmechanik sowohl die Mechanik als auch die Aerodynamik des Dallara gründlich erforschen.

Wir haben bereits 2008 einen eigenen fahrdynamischen Simulator entwickelt. Denn damals gab es solch’ einen „DiL“ – das steht für „Driver-in-the-Loop“ – für Nachwuchsformelautos nicht zu kaufen. Wir investierten viel Geld in diesen Aufbau und schafften damit ein höchst effizientes und effektives Werkzeug, um junge Fahrer auf neue Strecken vorzubereiten – aber auch für die Nacharbeit nach einem Rennwochenende.

Wir haben die Jungs in der Regel zwei bis drei Tage vor einer Veranstaltung bei uns i Oschersleben. Dann fahren sie stundenlang die Strecke ab und lernen dabei nicht nur die Ideallinie, sondern erarbeiten gemeinsam mit unseren Renningenieuren auch schon eine Basisabstimmung. Nach dem Rennen – oder auch nach einem Test – sitzen sie dann erneut im Simulator und fahren das Wochenende nach, um in einem Re-Match die Erkenntnisse zu verarbeiten und zu gucken, ob das, was wir an einem Wochenende bei der Abstimmung erarbeitet haben, sich genau so auch in den Simulationsprogrammen widerspiegelt.

Mit unseren beiden Super Formula-Piloten Lucas Auer und Harrison Newey werden wir ähnlich verfahren. Die Saison da drüben besteht nur aus sieben Läufen. Da lohnt es sich nicht, ganz nach Japan zu ziehen – was ohnehin ein Rieseneinschnitt im Leben der jungen Leute wäre. Also werden Auer und Newey ihre Arbeit im DiL bei uns absolvieren und dann – genau wie unsere Ingenieure – mit ausreichend Vorlauf nach Japan fliegen, damit sie da nicht vom Jetlag auf dem falschen Fuß erwischt werden. Gerade wenn man ostwärts fliegt wie von Europa nach Japan, kann der einen nämlich ziemlich umhauen.

Für unseren Simulator haben wir einen sehr guten Datenstamm für Formel 3- und Formel 4-Autos. Aktuell programmieren wir ihn gerade auf den neuen Dallara für die Super Formula um. Es kann gut sein, dass wir im Laufe der Saison auch ein kompatibles Gerät bei B-Max stationieren werden, denn damit können wir auch deren Einsätze in den anderen Serien unterstützen.

Und wir bieten unsere Eigenbau-Simulatoren seit dem vergangenen Jahr eh’ zum Kauf an, haben schon einige sehr namhafte Kunden dafür gewonnen – da bietet es sich an, im Laufe der Kooperation und Expansion auch einen DiL quasi als Innenumsatz nach Japan zu verschiffen.


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